Hey Uwe,
wie versprochen hier mal ein ausführliches Update von mir. Nachdem ich 2013 den großen Schritt über den Teich gewagt habe, bin ich inzwischen in meinem zweiten Jahr hier in Tiffin, und fühle mich hier rundum wohl.
Die Umstellung war zu Beginn ziemlich groß, da hier deutlich mehr Wert auf Kraft und Athletik gelegt wird als in Deutschland. Bis auf ein paar kleinere Wehwehchen lief die Vorbereitung auf meine erste Saison nach
einem Jahr Fußballpause allerdings super.
Weihnachten, und Neujahr wurden dann für einen Heimatbesuch inklusive Training mit der alten Trainingsgruppe genutzt, und danach begannen dann die ersten Wettkämpfe, die alle ganz ordentlich liefen. Im Hochsprung stand letztes Jahr in der Halle dann sogar das erste mal wieder eine "70er" Höhe für mich zu Buche nach meiner Knieverletzung 2012; 1,73m bedeuteten auch die Quali für Nationals. So weit so gut, dann kam der erste Fünfkampf, der gut anfing, aber wo ich dann im Hochsprung allerdings eine Verletzung im Sprungfuss einstecken musste, die mich den Rest der Saison begleitet hat. Nichts desto trotz habe ich den Fünfkampf durchgezogen, und mich für Nationals
qualifiziert.
Die Wochen danach konnte ich nur so gut wie gar nicht trainieren, der für die Uni so wichtige Conference Wettkampf stand in Gefahr. Unter Schmerzen sprang bei diesem Wettkampf dann noch ein 4. Platz im Fünfkampf heraus, und danach begann dann ein Wettlauf gegen die Zeit im Hinblick auf Nationals. Eine Woche auf Krücken, 2mal täglich Physio, und tatsächlich stand ich dann bei Nationals auf der Bahn (nur im 5-Kampf, auf den Hochsprung haben wir bewusst verzichtet). Ohne Training war fraglich, was drinne war, doch am Ende stand eine Bestleistung (3758 Punkte) und Platz 5 in der Ergebnisliste, womit ich sehr zufrieden war.
Anders als in Deutschland gibt es in den USA kaum Pause zwischen Hallen- und Freiluftsaison, und so ging es dann ohne Pause direkt weiter. Direkt der zweite Wettkampf war dann ein 7-Kampf um die Quali für Nationals früh abzuhaken, und dann bis Conference weiter am Sprungfuss zu arbeiten. Leider hielt auch hier der Sprungfuss nicht, was sich besonders im Weitsprung bemerkbar machte (wo ich nur aus extrem kurzem Anlauf überhaupt springen konnte). Mit Trainingsrückstand konnte ich auch nicht auf die 800m setzen, und somit war klar, das ich für die Quali einen Speerwurf jenseits der 40m brauchte, was deutlich über meiner bisherigen Bestweite von 38m lag. Doch die früher so gehasste Disziplin war dieses Mal meine Rettung: neue Bestleistung, und Unirekord von 44,86m retteten den Siebenkampf, am Ende standen dann 5056 Punkte und Quali für Nationals auf dem Papier.
Für den Conference Wettkampf gab es dann die Taktik statt dem 7-Kampf in mehreren Einzeldisziplinen zu starten und möglichst viele Punkte für die Uni zu holen. Mit Platz 2 im Speer, Platz 3 im Hochsprung, und Platz 4 im Weitsprung ging der Plan auf. Nach dem Conference Wettkampf standen dann bei Nationals 7-Kampf zum Schluss nochmal ein Siebenkampf und Speerwurf auf dem Plan....in der Theorie zumindest. Im ersten Wettkampf, in dem der Sprugfuss wieder hielt, machte sich nach einem ordentlichen Start über die Hürden dann leider das rechte Knie bemerkbar. Nachdem ich den ersten Tag des Siebenkampfes noch zu Ende bringen konnte, musste ich am Morgen des
zweiten Tages dann mit unserem Physio die Entscheidung treffen den Wettkampf abzubrechen. Natürlich bitter zum Saisonhöhepunkt, aber es war die richtige Entscheidung.
Nachdem in Deutschland die Verletzung nicht richtig behandelt/diagnostiziert wurde, musste ich mich kurz nach Beginn meines zweiten Jahres erneut am Knie operieren lassen. Nach erfolgreicher OP und Reha stehe ich inzwischen aber wieder in vollem Training, und die ersten Hallenwettkämpfe sind auch recht positiv verlaufen. Im Weitsprung hakt es noch ein bisschen mit der Umsetzung vom Anlauf, 5,38m zum Start der Saison lassen aber auf mehr hoffen. Im Hochsprung stehen bisher 1,72m zu Buche, und auch hier hoffe ich noch auf den ein oder anderen Zentimeter mehr. Im Kugelstoßen, wo ich mich in den USA in der Halle letztes Jahr schon auf 13,89m verbessern konnte, steht zur
Zeit eine grosse Umstellung auf die Drehstosstechnik auf dem Plan, und mit der neuen Technik geht es am Wochenende das erste mal in den Ring.
Mit dem Spungfuss ist es noch immer eine Gratwanderung, allerdings stimmt sich mein Trainer da sehr gut mit unserem Physiotherapeuten und mir ab, was sich bisher auszahlt. Mehrkämpfe wird es in diesem Jahr leider keine geben, um das Knie über die Saison weiter zu stärken, damit wenn alles planmäßig läuft, im nächsten Jahr wieder Mehrkämpfe machbar sind. Allerdings ist es auch mal schön sich keine Gedanken über die 800m machen zu müssen Auch studientechnisch läuft es hier sehr gut. Nachdem die Umstellung auf das englische im ersten Semester doch einiges an Mehrarbeit und längeren Zeiten für Hausaufgaben bedeutete, ist es inzwischen deutlich
besser, und ich habe gar keine Probleme mehr damit Hausaufgaben oder grössere Projekte ohne den früher so geliebten Übersetzer fertigzustellen.
Alles in allem bin ich sehr froh, dass ich diese Chance hier habe mit dem Stipendium studieren zu können. Es ist eine super Erfahrung auf vielen verschiedenen Ebenen, und auch wenn ich keine ernsthaften Comebackplaene habe, ist es schön wieder Wettkämpfe zu machen, und grade diese besondere Atmosphäre eines Mehrkampfes ist immer noch was ganz besonderes, weshalb ich stark hoffe, dass in der kommenden Saison wieder Mehrkämpfe machbar sind...dafür nehme ich sogar die 800m gerne in Kauf.
Liebe Grüße,
Debbie