Ein „Weichkeks“ wird hart
Nominiert als Sportler des Jahres: Zehnkämpfer Patrick Scherfose von der LG Weserbergland
Patrick Scherfose hat den Sprung in die Spitze geschafft und auch seine internationale Feuertaufe bestanden. Der Zehnkämpfer war in seinem sechsten Jahr bei der LG Weserbergland zum ersten Mal im Nationaltrikot am Start. Bei der U23-EM im finnischen Tampere gab er sein Debüt.
Den Grund für seinen Leistungssprung kennt Scherfose genau. „Ich bin nicht mehr so ein Weichkeks wir früher“, sagt er und meint, die Zeiten, wo ihn eine vermasselte Disziplin aus dem Gleichgewicht brachte, sind vorbei. „Ab jetzt kann ich mich wirklich Zehnkämpfer nennen“, sagt der 22-Jährige.
Der deutsche Vize-Titel in der Halle in Frankfurt, wo nur ein Siebenkampf ausgetragen wird, war das erste Zeichen. Doch dass er diese Klasse auch in die Freiluftsaison rüberbringen kann, musste Scherfose nach Jahren, wo eben diese nicht klappte, erst beweisen. Beim verregneten ersten EM-Qualifikationswettkampf in Ulm musste er beim Stabhochsprung noch Tribut zollen, als er vom regennassen Stab immer wieder abrutschte. „Aber dort sind nur ganz wenige durchgekommen.“ Seine neue mentale Stärke offenbarte Scherfose erst beim zweiten und letzten Qualifikationswettkampf drei Wochen später in Ratingen. „Ich wusste, dass das meine vorerst letzte Chance war, mich für eine internationale Meisterschaft zu qualifizieren. Das machte den Druck größer, aber ich wusste, dass ich es draufhabe.“ So kompensierte Scherfose auch Tiefschläge beim Hochsprung und Speerwurf und rannte beim abschließenden 1500-Meter-Lauf wie um sein Leben. Und es reichte zum Triumph. 7611 Punkte hatte er auf dem Konto – elf mehr, als es die Qualifikationsnorm war. Bei der Europameisterschaft in Tampere kam der LGW-Athlet auf 7444 Punkte und Rang 17.
„Das war aber nicht Nervosität. Es war nach dem Qualifikationsdruck der dritte Zehnkampf innerhalb von sechs Wochen. Das kostet einfach Kraft.“ Doch brachte dieser Auftritt auch eine Erkenntnis. „Rang 17 hört sich zwar zunächst nicht so gut an, war er aber doch. Denn nur 150 Punkte lagen zwischen mir und Platz acht. Und das ist mit ein paar Metern im Speerwurf oder paar Zentimetern im Hochsprung mehr echt drin.“
So ist der Student der Wirtschaftswissenschaften auch international in der erweiterten Spitze angekommen. National sowieso. Platz zwei beim vierten Zehnkampf des Jahres war dafür der Beweis. Und es soll noch weiter nach oben gehen. 8000 Punkte sind das nächste Nahziel. mha
Quelle Dewezet
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